Ob duftende Lavendelfelder, das Schälen einer Orange, beim Spaziergang im Wald oder Schnuppern an einer Rosenblüte ... wenn wir pflanzliche Düfte wahrnehmen liegt das an ätherischen Ölen. In naturreiner Form gewonnen ist die Welt der Pflanzendüfte sehr vielseitig und blickt auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurück. Als „Aromatherapie“ bekannt ist sie in vielen Kulturen ein fixer Bestandteil der Heilkunst und erfreut sich auch bei uns zunehmender Beliebtheit. Wie die duftenden Helferlein eingesetzt werden und was es bei ihrer Anwendung zu beachten gilt, könnt ihr hier nachlesen.
Was sind ätherische Öle?
Ätherische Öle sind Duftstoffe, die in winzig kleinen Öldrüsen in Blüten und Blättern enthalten sind und für das Pflanzenleben eine große Rolle spielen. Sie dienen der Anlockung von Insekten, der Kommunikation mit benachbarten Pflanzen und als Schutz vor Krankheiten. Aus den Pflanzen gewonnen werden ätherische Öle meist mittels Wasserdampfdestillation. Sie gelten als die pure Essenz der Pflanzen und ihre Anwendungsmöglichkeiten reichen von Gesundheit, zu Naturkosmetik und Küche. Auch die anfallenden Nebenprodukte der Destillation, die Hydrolate bzw. aromatisierten Pflanzenwasser, gelten als Pflege- und Heilmittel.
Ihre Eigenschaften und Wirkung
Chemisch betrachtet bestehen ätherische Öle aus einer Vielzahl komplexer Substanzen wie Alkoholen, Estern und haben mit fetten Pflanzenölen wie Olivenöl nichts gemeinsam. Beim Trocknen auf Papier hinterlassen sie keine Fettflecken, allenfalls Farbränder. Die Farbpalette reicht von pastellgelb über blau und grün bis hin zu braun. Auch die Konsistenz kann je nach Ausgangspflanze unterschiedlich ausfallen von dünnflüssig bis harzartig. Alle ätherischen Öle haben gemeinsam, dass sie hitzeempfindlich, entflammbar, nicht wasserlöslich und leicht flüchtig sind. Letzteres deutet bereits ihr Name an. „Ätherisch“ heißt so viel wie „himmlisch“.
Immer eine Nasenlänge voraus
So wie ätherische Öle im Leben der Pflanzen wichtige Aufgaben erfüllen, entfalten sie auch im menschlichen Organismus vielfältige Wirkungen. Gerüche sind für uns von erheblicher Bedeutung. Sie geben Aufschluss über unsere Umgebung, die Qualität von Lebensmitteln, beeinflussen ob wir jemanden riechen können und somit unsere Partnerwahl. Auch sind sie eng mit Erinnerungen und Emotionen verknüpft und können ganz unbewusst unsere Stimmung beeinflussen. Sobald wir ein ätherisches Öl aufnehmen, sei es über die Haut, Mund oder die Atemluft, gelangt die Information unmittelbar in das limbische System und beeinflusst von dort Immun- und Nervensystem sowie die Ausschüttung von Hormonen: Lavendel begünstigt das Freisetzen von Serotonin und wirkt deshalb beruhigend. Auf Rosmarin antwortet der Körper mit Noradrenalin, was uns munter und aktiv macht. Diese Liste kann lange weitergeführt und zeigt wie vielfältig und umfassend die Welt der ätherischen Öle ist.
Anwendung der himmlischen Düfte
Werden Kräuter und Gewürze für Heilzwecke verwendet und schon beim Genuss einer Tasse Tee nehmen wir ätherische Öle, allerdings in verdünnter Form, auf. Erst wenn die Duftstoffe mittels Destillation gewonnen werden, handelt es sich um das pure und reine ätherische Öl. Für ein paar Tropfen davon bedarf es bereits großer Mengen Pflanzenmaterial. Um 1 Liter ätherisches Rosenöl zu gewinnen, welches zu den wertvollsten und weltweit teuersten Ölen zählt, braucht es beispielsweise 5 Tonnen Rosenblütenblätter. Das ist der Grund weshalb eine falsche Anwendung oder Überdosierung dieser hoch konzentrierten Pflanzenwirkstoffe mehr schaden als nutzen kann. Eine der wichtigsten Regeln, vor allem wenn ätherische Öle als Massage- oder Bodyöle über die Haut wirken sollen, ist, sie zu verdünnen. Ein geeigneter und gleichzeitig sehr hautpflegender Emulgator ist z.B. Jojobaöl.
Um eine sichere Handhabung zu garantieren, sollte folgendes beachtet werden:
Ätherische Öle …
- in Bioqualität kaufen und auf die Kennzeichnung 100% naturrein achten
- dürfen bis auf ein paar wenige Ausnahmen nicht bei Säuglingen und Kleinkindern angewendet werden. Wahl und Dosierung sollte mit Arzt oder Hebamme abgeklärt werden.
- dürfen in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei älteren Personen, Asthma, Epilepsie, Bluthochdruck, Allergien und Hauterkrankungen nur mit größter Sorgfalt und am besten in ärztlicher Absprache verwendet werden
- immer verschlossen, kindersicher und fern von Haustieren aufbewahren
- nicht in die Augen reiben und nicht auf Schleimhäute auftragen
- dunkel lagern und innerhalb weniger Monate aufbrauchen
- in Glasgefäßen lagern, da sie Plastik angreifen können
Tipp: Bei sensibler Haut kann ein Verträglichkeitstest gemacht werden. Dazu werden 3 Tropfen des jeweiligen ätherischen Öls mit 1 TL Pflanzenöl verdünnt und am Ellenbogen aufgetragen. Kommt es zu Juckreiz, Rötungen oder gar Schmerzen darf es nicht weiter verwendet werden.
Ätherische Öle für Sauna, Duftlampe & Co.
Die Anwendung ätherischer Öle in der Duftlampe zählt zu den Klassikern. Über eine Kerze in Wasser erwärmt, verbreiten sich die Duftstoffe schnell in der Luft und entfalten auf ganz wohlige Art und Weise ihre Wirkung. Dafür reichen bereits 10 Tropfen ätherisches Öl. Wer möchte, kann auch einen Aromadiffuser verwenden.
Für dezente Erlebnisse sorgen Duftsteine aus Ton. Sie können immer dann anstelle von Duftlampen verwendet werden, wenn diese nicht möglich sind wie im Auto und wenn sich der Duft nur für einen persönlich entfalten soll wie im Büro. Kindern kann man Duftsteine als „Anker“ für Schule oder Kindergarten mitgeben. Sehr gut passt hier das Schutzengel-Öl.
Baden mit ätherischen Ölen ist eine sehr wirkungsvolle Anwendung und eine kleine Pause vom Alltag. Durch das warme Wassers werden die Duftmoleküle schnell über die gesamte Hautoberfläche aufgenommen und lassen uns zur Ruhe kommen. Für ein Vollbad werden 15 Tropfen ätherisches Öl in 5 EL Emulgator (Pflanzenöl, Salz, Heilerde, (Plfanzen-)Milch, …) verdünnt. Kerzen an, Augen zu und genießen.
Entspannendes Lavendel Badesalz
Schöner-wie-Kleopatra Bad
1 Tasse Rosenhydrolat mit 1 Tasse (Hafer-)Milch, 3 Tropfen Rosenöl, 3 Tropfen Ylang Ylang Öl und 2 Tropfen Zedernholz Öl mischen und in das warme Wasser leeren.
Wer bisher ohne ätherische Öle in der Sauna schwitzte, hat etwas verpasst. 5- 10 Tropfen Eukalyptus-, Weißtannen- und Orangenöl pur oder gemischt in der Wasserkelle verstärken die Wirkung des Saunaaufgusses, kurbeln das Immunsystem an und fördern die Durchblutung. Auch fertige Mischungen wie das Saunaöl Sonnenschein machen den Saunagang zu einem wohltuenden Erlebnis für alle Sinne.
Keep rollin' mit DIY Roll Ons
Selbstgemachte Roll Ons sind die „Aromatherapie für unterwegs“. Sehr handlich passen sie in jede Tasche und gelangen auf Schläfen, Stirn, Nacken und Handgelenk aufgetragen schnell ins Blut wo sie ihr Wirkung entfalten. Für die Herstellung füllt man 5 Tropfen ätherisches Öl in ein 10ml Roll On und gießt das Fläschchen mit Jojobaöl auf. Wer möchte kann getrocknete Blüten zur Deko mit in das Roll On geben.
Roll On - Gute Laune to go
Mit dem „Gute Laune“ Roll On geht die Sonne auf! Die stimmungsaufhellende Mischung aus 3 Tropfen Orangen (oder Mandarinen)-, 2 Tropfen Palmarosa- und 1 Tropfen Zedernöl zaubert ein Lächeln auf dein Gesicht und vertreibt trübe Gedanken. Außerdem fördert das Roll On die Konzentration und wirkt desinfizierend wenn rundherum alle niesen.
Achtung: Ätherische Zitrusöle können in Kombination mit Sonnenlicht zu Hautverfärbungen führen. Sie sollten im Sommer nicht direkt vorm Sonnenbaden aufgetragen werden.
Roll On – Kopf frei
Roll On - Schlaf Gut
DIY Yogamatten Spray
Deine Yogamatte - dein Zuhause für Sonnengruß und Co. - sollte regelmäßig liebevoll gepflegt werden. Ganz einfach geht das mit einem selbstgemachten Yogamatten Spray! Er kann vor der Yogastunde als Einstimmungsritual oder danach zur Reinigung benutzt werden. Die ätherischen Öle wirken desinfizierend und sorgen für einen feinen, frischen Duft.
Tipp: Auch geeignet als erfrischender Raumspray oder zur Desinfektion der PC Tastatur
Massage- und Bodyöle
Die Aufnahme ätherischer Öle über die Haut wird seit jeher in der Massage genutzt. In Kombination mit pflegenden Pflanzenölen gelangen die Wirkstoffe schnell in den Blutkreislauf und streicheln Haut und Sinne. Für ein Massageöl nimmt man am besten 50ml durchblutungsförderndes Oliven- oder Mandelöl und löst darin 15 Tropfen ätherisches Öl auf. Für selbstgemachte Bodyöle empfiehlt sich das wertvolle und hautregenerierende Jojobaöl. Es zieht schnell und tief ein und hinterlässt ein wunderbar samtiges Gefühl.
Belebendes Bodyöl
Mischen oder pur verwenden?
Ätherische Öle werden nach ihrer Flüchtigkeit in die Kopf-, Herz- und Fußnote eingeteilt: Kopfnoten entfalten Duft und Wirkung sehr schnell, Herznoten erst später und die Fußnoten zuletzt. Zur Kopfnote zählt das erfrischende Pfefferminzöl, blumige Düfte wie Rose gehören zur Herznote und das balsamische Sandelholz zur Fußnote. Beim Mischen ätherischer Öle sollten die Duftebenen in einem ausgewogenen Verhältnis kombiniert werden. Da das Wahrnehmen von Düften aber etwas sehr individuelles ist, sollte man immer der eigenen Nase nach gehen. Was dem einen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, lässt den anderen die Nase rümpfen.
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