Rund 50% der Bevölkerung machen im Laufe ihres Lebens Bekanntschaft mit ihr: Die Rede ist von Menstruation. Und obwohl so viele Menschen davon betroffen sind, wurde lange Zeit in der Öffentlichkeit kaum darüber gesprochen. Dabei ist die Periode viel mehr als ein körperlicher Vorgang, der im stillen Kämmerchen passieren sollte. „Menstruation ist politisch, ist Autorin und Aktivistin Franka Frei überzeugt. Gemeinsam mit Mitstreiter:innen hat sie in Berlin den Verein „periodensystem“ gegründet.
Sie setzen sich gegen Periodenarmut ein, denn der Zugang zu Hygieneprodukten ist für von Armut betroffene Frauen in Bezug auf die gesellschaftliche Teilhabe ein echtes Hindernis. Immer noch sind menstruierende Personen in vielen Ländern des globalen Südens während der Blutung häufig vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen – sei es, weil sie keinen Zugang zu Periodenprodukten haben oder die Periode als unrein stigmatisiert ist. Dies hat auch weitreichende Folgen für die Zukunft: Die Mädchen und Frauen haben weniger Zugang zu Bildung und damit in der Folge auch weniger Chancen im späteren Berufsleben.
Periodenarmut auch in Europa
Aber das Thema Periodenarmut ist auch in Europa Alltag. Denn der Zugang zu Hygieneartikeln ist nicht für Alle erschwinglich. Laut einer Studie von Plan International aus dem Jahr 2021 (Statista 2024) gaben 70 % der Frauen in Deutschland an, dass sie sich besser mit Tampons, Binden und Slipeinlagen versorgen würden, wenn sie günstiger wären. Für 38 % der Frauen sind die monatlichen Ausgaben für Periodenprodukte sogar eine echte Belastung. Das liegt auch an der Besteuerung. Bis zum Jahr 2020 wurden Tampons, Binden & Co. in Österreich und Deutschland steuerlich als Luxusgüter bewertet und entsprechend besteuert. Erst auf Druck engagierter Frauen wurde der Mehrwertsteuersatz auf zehn bzw. sieben Prozent gesenkt. Ein erster Teilerfolg für die Bewegung! Als Vorbilder gelten Länder wie Irland und England, in denen Periodenprodukte von der Steuer vollständig ausgenommen sind.
Initiativen wie „periodensystem“ gehen aber noch einen Schritt weiter: Ihr Ziel ist es, dass Periodenprodukte wie Tampons und Binden an öffentlichen Orten kostenfrei erhältlich sind. Auch nachhaltigere Menstruationsprodukte wie Menstruationstassen und Periodenunterwäsche sind zukunftsweisende Ansätze. Dass das Engagement gegen Periodenarmut u.a. in den sozialen Medien immer noch für hämische Kommentare sorgt, zeigt jedoch, dass noch ein langer Weg vor uns liegt.
Menstruation im Arbeitsalltag
Aber auch in anderer Hinsicht ist die Periode politisch – denn sie betrifft den Alltag vieler berufstätiger Frauen. Es gibt Tage, an denen an Arbeit nicht zu denken ist. Ist die Menstruation eine Krankheit? Nein! Aber man ist manchmal einfach nicht arbeitsfähig. Und darüber zu sprechen, ist weiterhin nicht leicht. Auf die Frage „Hast du schon mal mit deiner Chef:in über Perioden-Beschwerden gesprochen?“ haben in einer europaweiten Befragung 89 % der Frauen mit nein geantwortet. Sind die Frauen aufgrund von Periodenbeschwerden nicht arbeitsfähig bleibt dies verborgen. Kommt dies regelmäßig vor, wird ihnen ggfs. aus Unwissenheit sogar Missgunst entgegengebracht. Auch hier gibt es aber erste positive Ansätze – z.B. Initiativen zur Einführung eines Periodenurlaubs. Als erstes europäisches Land hat Spanien einen solchen eingeführt. In Sambia, Japan oder Taiwan gibt es diesen schon länger. Drei bis fünf zusätzliche bezahlte freie Tage pro Monat können Frauen in Spanien bei Vorlage eines Attests erhalten. Der Begriff Urlaub ist in diesem Zusammenhang umstritten, schließlich geht es um Arbeitsunfähigkeit. Das gilt gleichermaßen auch für die Wechseljahre. Nach einer Nacht mit Symptomen wie Schlaflosigkeit und Hitzewallungen kommt sicher keine Urlaubsstimmung auf.
Ein neuer, normaler Umgang mit den Wechseljahren
Mehr und mehr Frauen in den Wechseljahren nehmen sich die Periodenaktivistinnen zum Vorbild und sprechen offen und selbstbewusst über die Herausforderungen der Menopause. Erste Initiativen gibt es – z. B. das österreichische Portal „wechselweise“ oder die deutsche Gruppe „Wir sind neun Millionen“. Dem Mut engagierter Frauen ist es zu verdanken, dass das Thema Einzug in die politischen Diskussionen hält und endlich über Missstände in der Prävention, der medizinischen Ausbildung und über die wirtschaftlichen Folgen der mangelnden Versorgung gesprochen wird.
Der Wechsel in Zahlen
In Deutschland sind aktuell rund 10 Millionen Frauen in den Wechseljahren, in Österreich rund 2 Millionen. Die Mehrzahl von ihnen kommt zwischen dem 45. und dem 54. Lebensjahr in den Wechsel. Bei rund 15 Prozent der Frauen beginnen die Wechseljahre bereits davor.
Trotz der großen Zahl an Betroffenen, wissen viele Frauen nur wenig über den voraussichtlichen Eintritt in die Wechseljahre, die verschiedenen Phasen und die Symptome der hormonellen Umstellung wie trockene Haut, Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen und andere körperliche Veränderungen. Das liegt sicher auch daran, dass in der Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz nur selten über die Wechseljahre und die Erfahrungen damit gesprochen wird.
Und so bringen laut der Plattform wexxeljahre 77 Prozent aller Frauen ihre Beschwerden lange nicht mit den Wechseljahren in Verbindung. 50 Prozent der Frauen haben mehr als drei Jahre Beschwerden, bevor sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Und auch dort finden sie nicht immer Hilfe, denn auch in der medizinischen Ausbildung sind die Wechseljahre und ihre Symptome weiterhin oftmals kein Thema.
Nicht nur die individuelle Belastung ist groß, auch die beruflichen und wirtschaftlichen Folgen sind enorm. So wollen 25 Prozent aller Frauen aufgrund ihrer Wechseljahresbeschwerden ihre Arbeitszeit reduzieren, eine von zehn Frauen kündigt sogar ihr Arbeitsverhältnis und etwa 25 Prozent nehmen eine Beförderung nicht an. Andere gehen vorzeitig in den Ruhestand. Der wahre Grund ist den meisten Personalabteilungen nicht bekannt. Das hat angesichts der Zahl der Frauen in den Wechseljahren einen signifikanten Impact auf die Arbeitswelt und den Fachkräftemangel.
Ein offenerer Umgang und ein Austausch zu Erfahrungen – sowohl beim Thema Wechseljahre wie auch beim Thema Periode – öffnet erst die Türen zu einem neuen Umgang mit diesem wichtigen Teil des Lebens aber auch zu Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten bis hin zu neuen medizinischen Ansätzen der Behandlung.
Zeit für mehr Selbstfürsorge
Es braucht politische Ansätze. Es braucht eine neue Offenheit aller. Gleichzeitig braucht es einen liebevolleren und vor allem wertschätzenden Umgang mit uns selbst. Wir dürfen darauf vertrauen, dass die Natur alles wunderbar eingerichtet hat. Jeden Monat findet mit der Menstruation eine Erneuerung statt, von der man in anderen Bereichen nur träumen kann. Aber allzu oft nehmen Menstruierende die Regelblutung selbst als Makel wahr. Als wäre der Körper mangelhaft. Von wegen! „Die Menstruation könnte also eigentlich auch ganz anders gesehen werden. Wir haben nur gelernt, sie auf eine bestimmte Art und Weise zu sehen: als etwas, „das störend ist“, erklärt Franka Frei (in National Geographic). Diese Prägung zu verändern, dauert Jahre oder Jahrzehnte. Das gilt für den Menstruationszyklus wie für die Menopause.
Fangen wir also an – am besten bei uns selbst: In welcher Lebensphase befinde ich mich gerade? Vor welchen Herausforderungen stehe ich? Was tut mir gut? Was fällt mir gerade schwer? Brauche ich eine Pause? Dann ist es in Ordnung, dies offen zu kommunizieren und auch die Gründe zu nennen. Da ist aber auch die Frage: Worin bin ich gerade jetzt besonders gut? Sich die Verschiedenartigkeit der Lebensphasen von der Kindheit über die Pubertät bis zu Prä-Menopause und Wechseljahren klarzumachen und positiv anzunehmen, eröffnet ganz neue Perspektiven. Wenn du in dich hineinhörst, stellst du vielleicht fest, dass du in bestimmten Phasen im Zyklus besonders kreativ oder einfühlsam bist, in anderen eher sachlich und strukturiert. Vielleicht gibt es Möglichkeiten, dies bewusst zu nutzen. Oder du erkennst, dass dir die Wechseljahre eine neue Klarheit bringen und sich noch einmal neue Lebenswege auftun. Für viele Frauen sind die Wechseljahre eine Zeit des Bilanzierens, eine Zeit des Weitblicks und neuen Mutes. Wunderbar! Aber es braucht auch Mut, sich zu öffnen, alte gelernte Tabus zu überwinden. Auch das gelingt mal nicht so gut, mal besser. Die gute Nachricht: Du bist nicht allein. Es gibt viele, die wie du empfinden, mal leiden, oft strahlen.
Lasst uns darüber sprechen, was uns bewegt und wie wir mithilfe der Ernährung oder dem Einsatz von Kräutern den eigenen Körper unterstützen können – bei Regelschmerzen oder Hitzewallungen, Erschöpfung oder Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren. Viele Tipps und natürliche Helferlein findest du in unserem fe:male Power Schwerpunkt.