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Starke Frauen  brauchen starke Kräuter

Gerda Holzmann, Qualitätsentwicklerin bei SONNENTOR, Kräuterexpertin und Autorin. Im Interview teilt sie Wissen und Erfahrungen

Du arbeitest bei SONNENTOR unter anderem als Kräuter- und Sensorikexpertin, vermittelst aber auch darüber hinaus Kräuterwissen in Büchern, Workshops und persönlichen Gesprächen. Welchen Stellenwert nehmen Fragen zum hormonellen Gleichgewicht, Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden bei Anfragen ein?

Kräuter können uns bei diesen Herausforderungen das ganze Leben lang begleiten. Bei jeder meiner Kräuterwanderungen, bei denen ich das überlieferte Wissen vermittle, entdecken wir tolle Helferlein der Natur. So individuell wir Menschen mit unseren Bedürfnissen sind, so fein können die Unterschiede in der Wirkung dieser besonderen Kräuter sein. Mein persönlicher Zugang ist daher ein ganzheitlicher, denn wir sind mehr als unsere Hormone, mehr als unsere Reproduktionsfähigkeit. Wir sind Menschen mit einem individuellen Charakter und müssen uns unterschiedlich stärken.

Persönliche Fragen zum Thema hormonelles Gleichgewicht, Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden bekomme ich im Zuge meiner Gruppenveranstaltungen nicht. Hier ist möglicherweise noch eine gewisse Hemmschwelle vorhanden. Auch bei meinen individuellen energetischen Sitzungen werden diese so genannten „Frauenbeschwerden“ selten gleich angesprochen. Wenn nach der zweiten oder dritten Sitzung ein gewisses Vertrauensverhältnis herrscht, kommen diese Informationen schön langsam ans Licht. Ich denke, was wir hier noch lernen dürfen, ist, dass es okay ist, offen über Themen wie Zyklus oder Wechseljahre zu sprechen. 

Da du eine unserer Kräuterheldinnen bist, wissen wir bereits, dass dein persönliches Lieblingskraut die Schafgarbe ist. Du sagtest, sie hilft dir, abends abzuschalten, und sie lindert deine Menstruationskrämpfe. Welche weiteren Kräuter kannst du besonders empfehlen?

An erster Stelle steht hier der Frauenmantel. Er beeinflusst den Zyklus positiv, wenn dieser beispielsweise unregelmäßig ist. Dann sind da noch Kamille, Grüner Hafer, Salbei, Beifuß und Brennnessel. Generell kann man die Wirkung dieser Kräuter als kräftigend, hormonregulierend, -stabilisierend und nährend zusammenfassen. In den Wechseljahren finden sehr gerne Kamille zur Entspannung und Salbei als kalter Tee als Schweißhemmer Anwendung.

Von SONNENTOR gibt es die Kräutermischungen „Im Wechsel“ und „In der Regel“. Wann sind diese zu empfehlen und wann eher Tees einzelner Frauenkräuter?

Hier hilft es, die eigenen Bedürfnisse gut zu beobachten. Generell können Kräuter wie Frauenmantel, Schafgarbe, Beifuß und auch Brennnesseln das hormonelle Wechselspiel positiv beeinflussen. Bei unseren Kräutermischungen haben wir die Zusammensetzung der Tees bewusst auf die grundlegenden Bedürfnisse der Periode und der Wechseljahre ausgerichtet. Und sie sind einfach zu handhaben und eine gute Möglichkeit, sich rasch etwas Gutes zu tun. Der Vorteil von Mischungen ist immer auch, dass sich die Wirkung der einzelnen Kräuter gut ergänzt.

Zu Monotees kann man greifen, um eine intensivere Wirkung zu erzielen. Beispielsweise wirkt bei akuten Periodenkrämpfen eine Tasse purer Schafgarbentee intensiver als eine Mischung. Schafgarbe ist auch gut bei generellem Unwohlsein und Bauchschmerzen während der Periode. Frauenmantel hat eine derart starke hormonregulierende Wirkung, dass die übliche Dosierungsempfehlung bei einer Tasse täglich liegt.

Außerdem empfiehlt es sich, Kräuter mit speziellen Zubereitungsansprüchen, wie den Grünen Hafer, als Monotee zuzubereiten. Grüner Hafer ist reich an Mineralstoffen und eignet sich besonders gut dazu, seinen Körper zu mineralisieren. Um einen besonders mineralstoffreichen Teeauszug aus dem Grünen Hafer zu bekommen, stellt man den Tee in kaltem Wasser zu, bringt ihn zum Kochen, köchelt ihn 15 bis 30 Minuten, lässt ihn danach noch zehn Minuten ziehen und seiht ihn dann ab.

Das Wissen um die Kraft der Kräuter scheint leider verloren gegangen zu sein. Stattdessen greift man recht schnell zu Schmerzmitteln. Siehst du Potential, dass man dieses Wissen wieder breit streut?

Ich bin da optimistisch, denn wir haben zu Heilpflanzen eine besondere Beziehung. Blicken wir zurück, waren es meist die Frauen, die wilde Kräuter sammelten und nutzten. Aktuell beobachte ich gerade bei Frauen wieder ein großes Interesse an den heilenden und unterstützenden Wirkungen der Kräuter.
Auch bei Frauenleiden, wie Periodenkrämpfen, ein leichtes hormonelles Ungleichgewicht und damit verbundenes Unwohlsein in verschiedenen Lebensphasen, kann man mit Kräutern wunderbar unterstützen. Die Wirkung mancher Frauenkräuter, wie die der Schafgarbe, des Frauenmantels oder der Brennnessel sind auch recht gut in unserer Volksheilkunde etabliert.

Die Kamille zur Entspannung und der Salbei als kalter Tee als Schweißhemmer in den Wechseljahren finden auch sehr gerne Anwendung. Doch die Liste der Pflanzen ist noch viel länger. Und das Wissen ist ja nicht verloren. Es gibt mittlerweile immer mehr Spezialist:innen, welche das etwas vergrabene Wissen wieder zugänglich machen. Das stimmt mich sehr positiv. Nur Mut!

Was ich an dieser Stelle ergänzen möchte ist, dass auch diese Kräuter keine Allheilmittel sind. Es ist bei Beschwerden unerlässlich, auf individuelle Ausprägungen und Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen und diese im Ernstfall auch medizinisch abzuklären.