Biodiversität umfasst die Vielfalt des Lebens in all seinen Formen – dazu gehört natürlich die Artenvielfalt, aber auch die genetische Vielfalt sowie die Vielfalt der Lebensräume. Eine hohe Biodiversität ist eine wichtige Voraussetzung für das Funktionieren von Ökosystemen und erfüllt verschiedenste „Dienstleistungen“ wie etwa die Regulierung von Schädlingen und Krankheiten, die Bestäubung, die Sicherung der Bodenfruchtbarkeit, Erosions- und Wasserschutz, Klimaregulation und die Speicherung von Kohlenstoff. Der Verlust der biologischen Vielfalt gefährdet diese Ökosystemdienstleistungen und damit viele unserer Lebensgrundlagen.
Die Erhaltung und Steigerung der Biodiversität sowie die Verbesserung von Naturschutzleistungen auf bäuerlichen Betrieben sind wesentliche Ziele im Biolandbau: Organische Düngung, flächenbezogene Tierhaltung, vielfältige Fruchtfolgen, schonende Bodenbearbeitung, der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und ein höherer Anteil an naturnahen Flächen, wie sie in der Biolandwirtschaft üblich sind, wirken sich nicht nur auf verschiedene Nützlinge, sondern ganz allgemein auf die biologische Vielfalt positiv aus.
Werden hingegen Pestizide eingesetzt, so ist das für die Biodiversität gar nicht förderlich. Denn Pestizide wirken nicht nur gegen bestimmte Schädlinge, sie sind auch für die Kontamination von Böden und Gewässern verantwortlich und schaden zahlreichen Nützlingen. Untersuchungen zeigen, dass auf Feldern, die regelmäßig mit Pestiziden behandelt werden, die Artenvielfalt um bis zu 50 % geringer ist als auf biologisch bewirtschafteten Äckern.
Nicht nur Nützlinge und Umwelt, auch die Biobetriebe selbst profitieren von dieser Vielfalt: Die natürliche Schädlingsregulierung, Bestäubung von Kulturpflanzen, die Sicherung der Bodenfruchtbarkeit und in weiterer Folge die Sicherung des ökologischen Gleichgewichts sowie die Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen sind nämlich eng an artenreiche Agrarökosysteme gekoppelt.
Dazu gehört auch die Agrobiodiversität – die Vielfalt der Nutztiere und –pflanzen. Laut Schätzungen sind weltweit mittlerweile 75 % der Kulturpflanzensorten von wenigen Hochleistungssorten verdrängt worden. Weniger als 30 Pflanzenarten übernehmen heute 95 % der Welternährung. Die Vielfalt der Nutzpflanzenarten und -sorten ist aber unverzichtbar für die Entwicklung von standortangepassten Fruchtfolgen, für die Produktion von vielfältigen Lebensmitteln und die laufende Anpassung an eine sich ändernde Umwelt.
Und auch in der Nutztierhaltung wurden viele alte Rassen von einigen wenigen Hochleistungsrassen verdrängt. Dadurch gehen wertvolle Merkmale verloren, wie die Eigenschaft bestimmter Tierrassen hohe oder extrem niedrige Temperaturen zu ertragen oder mit wenig Wasser, minderwertigem Futter und großen Höhenlagen zurechtzukommen. Merkmale, die gerade in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger werden.
Auch in der Biolandwirtschaft kommen die heute gängigen Sorten und Rassen zum Einsatz. Erfreulicherweise arbeiten aber neben anderen Initiativen zahlreiche Biobäuerinnen und Biobauern daran, die Vielfalt auf Feldern und in Ställen zu erhalten und durch neue Züchtungen weiter auszubauen.
„Erhaltung durch Nutzung“ ist daher das Motto zur Sicherung der Agrobiodiversität, die eine wesentliche Basis für die Stabilität von Agrarökosystemen bildet, als eine der nachhaltigsten Anpassungsstrategien an den Klimawandel gilt und eine Voraussetzung für die weltweite Ernährungssicherung ist.